2016
Gebäudelehre, Prof. Daniele Marquez
Hard ist eine Marktgemeinde im Vorarlberg südwestlich von Bregenz. Der ruhige und friedliche Ort grenzt am Ufer des Bodensees und an der Mündung des Rheins. Das Baugrundstück entlang der Landzunge zwischen dem Binnenbecken und den Häfen sieht die Ersetzung des „Strandbad Hard“ durch ein neues Hallen- und Frei- bzw. Seebad vor. Die Flächen entlang des Ufers weisen überwiegend Grünräume und teilweise Industrie auf. Die meiste Erholungsflächen befinden sich südwestlich des Sporthafens und nördlich des Au- und Dampferhafens. Südlich des Dampferhafens, am Hartmann und Gondelhafen, befinden sich kleinere Industrieflächen. Mit einem städtischen Platz am Wasser zwischen Zoll- und Sporthafen soll ein Attraktor geschaffen werden, den es so in Hard bislang noch nicht gibt. Daran anschließend soll der Auftakt des neuen Bades mit seinem Restaurant / Bar auch für „Nichtschwimmer“ eine Gelegenheit bieten für Aufenthaltsqualität zu sorgen.
Hard weist überwiegend Solitärbauten auf. Meistens richten sie sich nach den Parzellen und den Wegen aus. Diese städtebauliche Körnung wird aufgenommen und auf den Entwurf übertragen. Im folgenden Schritt werden die Solitärbauten aneinander gereiht um die Funktionalität des Bades zu gewährleisten. Die einzelnen Baukörper grenzen sich mit einer klaren Linie vom Hafen ab und orientieren sich mit ihren Vor- und Rücksprüngen klar zum Bodensee und zum Binnenbecken. Die Uferkante der Landzunge orientiert sich mit Vor- und Rücksprüngen orientiert an der Bewegung des Baukörpers. An mehreren Stellen wird mit Sitzstufen das Erreichen des Wasser zum Baden oder auch zum Verweilen gestärkt.
Die Dachform der einzelnen Baukörper kommt von der Idee die ruhige und friedliche Atmosphäre des Ortes zu untermalen und sie auf das Innere des Bades zu übertragen. Des Weiteren soll kein großes und lautes Sportbad entstehen, sondern ein Ort der Erholung und Ruhe kreiert werden an dem der Besucher den Alltag draußen lässt.
Bei der Frage wie ein Bad mit diesen ruhigen und klaren Baukörpern mit den ganzen Technik- und Nebenräumen funktionieren kann wurde die Referenz des schottischen Wohnturmes herbeigezogen. Dieser beinhaltet alle Haupträume geschützt im Inneren und die Nebenräume sowie Erschließungen werden in den dicken Wänden „versteckt“. Dieses Prinzip wird auf den Entwurf übertragen, wobei die massiven Wände des schottischen Wohnturmes im Entwurf des Bades zu scheinbar massiven Wänden gewandelt werden.
Die Öffnungen und Belichtung dieses massiven Baukörpers müssen klar gesetzt sein, sodass sich die Masse nicht zu Porosität umwandelt. Die Belichtung der einzelnen Baukörper ist gekoppelt mit der Atmosphäre und Funktion im Inneren, sowie die Orientierung der einzelnen Baukörper zur Umgebung.
Die Parkplätze des Bades orientieren nördlich an die Grenze zum Zollhafen. Beim Verlassen biegt der Besucher auf die Achse ein die direkt auf den Platz am Wasser zusteuert. Von dort aus erreicht er den Auftakt des Bades mit Empfang und Restaurant / Café im Erdgeschoss. Im Obergeschoss befindet sich die Verwaltung und das Büro. Der erste Baukörper weist drei Öffnungen auf. Ein Oberlicht um den zentralen Empfang zu markieren, eine nach Innen versetzte zum Platz orientiert um den Eingang zu markieren und eine Öffnung des Restaurants mit Orientierung zum Binnenbecken. Im zweiten Baukörper befinden sich die Umkleiden für das Schwimmbad im Erdgeschoss.
Die Besucher der Sauna finden diese im Obergeschoss mit extra Umkleiden. Nach dem Betreten der Sauna befindet sich der Besucher im zentralen und kommunikativen Raum von dem ab die verschiedenen Bereiche wie Whirlpool, Sauna, Dampfbad usw. in privateren Nischen erreicht werden können. Dieser Baukörper besitzt zwei Öffnungen. Ein Oberlicht welches lediglich diffuses Licht in den zentralen Raum eindringen zu lassen und eine des Ruheraums mit Orientierung zum See. Der normale Schwimmbadbesucher erreicht nach der Umkleide im Erdgeschoss den dritten Baukörper mit dem Sport-Schwimmerbecken. In diesem Baukörper gibt es lediglich nur eine Öffnung, ein Oberlicht welches das Schwimmbecken in den Mittelpunkt setzt. Der Besucher soll sich vollkommen auf das Schwimmen konzentrieren. Der vierte Baukörper beinhaltet das Kurs- und Lehrschwimmbecken und weist zwei Öffnungen auf. ein Oberlicht über dem Lehrschwimmbecken und eine große Öffnung, flankiert von den Baukörpern drei und fünf in Richtung Binnenbecken. Der fünfte Baukörper beinhaltet das Spiel- und Spaß Programm des Bades mit Nichtschwimmer-, Sprung- und Landebecken. Die Rutsche und Sprungtürme sind in der östlichen raumhaltigen Wand versteckt. Der letzte Baukörper weist ebenfalls zwei Öffnungen auf. Ein Oberlicht über dem Nichtschwimmerbecken und eine große Öffnung in der nördlichen Wand in Richtung der Landzunge.
Die Idee des massiven Baukörpers mit den raumhaltigen Wänden und des ruhigen friedlichen Innenraum soll auch in den Materialien und in der Konstruktion seine Antwort finden. Um dem massiven und klaren Charakter des Baukörpers zu untermalen besteht dieser aus einer Stahlbetonkonstruktion mit Kerndämmung. Die Hochwertigkeit des Gebäudes wird durch einen weißen Zuschlag im Ortbeton, geschliffen und poliert, nach Außen getragen. Als Kontrapunkt zu dem schweren und kantigen Außenmaterial, bestehen die Schwimmhallen aus rutschfestem Glasmosaik auf einem schwimmenden Estrich mit Fußbodenheizung. Sie unterscheiden sich in der Farbigkeit. Die Glasmosaike der Schwimmhalle und die Sauna bestehen aus einem einen braun / gelb / gold Ton um die Räume mit nur einem Oberlicht eine Hochwertigkeit und Ruhe zu verleihen. Die Lehrschwimmhalle besteht aus Glasmosaiken in Grautönen um die Konzentration vollständig auf das Binnenbecken und den Bodensee zu richten. Die Spiel- und Spaß Schwimmhalle besteht aus Glasmosaiken in Grüntönen um den Bezug und Übergang zwischen Schwimmhalle und der grünen Landzunge herzustellen. Die Schwimmbecken werden mit fibreC Glasfaserbeton-Fertigteilen in der gleichen Farbigkeit wie die Außenwände umrandet um den Besucher nochmals zu Fassen bevor er sich in das Wasser begibt. Unter Wasser befinden sich wieder die jeweiligen Glasmosaike um auch beim Tauchen dem Besucher zu verdeutlichen in welchem Teil des Schwimmbades er sich befindet. Das Lehrschwimmbecken umfasst einen Ablauf DN 100 in der Mitte des Beckens. Der Boden ist zu diesem um 2° geneigt. Zuläufe gibt es zwei an der Westseite und vier an der Ostseite in der obersten Stufe. Die Überlaufeinlässe befinden sich in der Fuge zwischen den fibreC Glasfaserbeton-Fertigteilen und den Glasmosaiken. Die Technik und Nebenräume in den raumhaltigen Wänden und im Untergeschoss werden im Rohbeton belassen. Die Oberlichter sind mit 2° zu den Wasserablauf in den Trägern geneigt.